Die Anforderungen an digitale Souveränität steigen insbesondere in Europa, wo Datenschutz, regulatorische Vorgaben und nationale Kontrollbedürfnisse eine zentrale Rolle spielen. Microsoft hat kürzlich eine Reihe von Funktionen vorgestellt, die darauf abzielen, diesen Anforderungen besser gerecht zu werden. Der folgende Beitrag bietet einen Überblick über die wichtigsten Neuerungen.
Technische und organisatorische Erweiterungen im Überblick
1. EU Data Boundary für KI-Dienste
Die Datenverarbeitung durch KI-Dienste soll künftig ausschließlich innerhalb der Europäischen Union erfolgen. Dies betrifft insbesondere die Verarbeitung personenbezogener Daten und soll die Einhaltung europäischer Datenschutzstandards erleichtern.
2. Microsoft 365 Copilot mit lokaler Datenverarbeitung
Für Microsoft 365 Copilot ist eine Inlandsdatenverarbeitung geplant. Bis Ende 2025 soll diese Funktion in vier Ländern verfügbar sein, darunter Deutschland. Weitere elf Länder sollen ab 2026 folgen. Ziel ist es, die Datenverarbeitung näher an den Nutzerstandort zu bringen.
Hierzu habe ich bereits einen Beitrag geschrieben -> LINK.
3. Sovereign Landing Zones (SLZ)
SLZ sind vordefinierte Architekturen innerhalb von Azure, die Organisationen bei der Umsetzung von Compliance-Anforderungen unterstützen. Sie sollen die Einrichtung von Cloud-Umgebungen vereinfachen, die regulatorischen Vorgaben entsprechen.
4. Azure Local mit GPU-Unterstützung
Azure Local wird um NVIDIA-GPUs erweitert, um KI-Modelle lokal ausführen zu können. Dies ermöglicht eine stärkere Kontrolle über Rechenprozesse und Datenflüsse innerhalb der eigenen Infrastruktur.
5. Integration von SAN-Speichersystemen
Die Verbindung lokaler Speichersysteme mit Azure Local soll die Nutzung bestehender Infrastruktur erleichtern und gleichzeitig die Vorteile der Cloud nutzbar machen – ohne vollständige Datenverlagerung.
6. Microsoft 365 Local und Azure local disconnected
Ab Dezember 2025 sollen Dienste wie Exchange Server, SharePoint Server und Skype for Business Server direkt in Azure Local verfügbar sein. Dies erlaubt eine lokale Bereitstellung zentraler Kommunikationsdienste.
Ab 2026 soll Azure Local auch ohne Internetverbindung betrieben werden können. Diese sogenannte „Disconnected Operation“ richtet sich insbesondere an Organisationen mit hohen Sicherheitsanforderungen. Diese Verbindung soll ohne Internetverbindung auch länger als 30 Tage funktionieren, ähnlich meine ich wie Google AirGap.
Fazit der Neuerungen
Die vorgestellten Funktionen zeigen eine zunehmende Ausrichtung auf nationale und europäische Anforderungen an Datenschutz und IT-Souveränität. Die technische Umsetzung dieser Konzepte bleibt komplex und erfordert eine sorgfältige Planung. Für Organisationen, die Cloud-Dienste unter strengen regulatorischen Bedingungen nutzen möchten, bieten die neuen Optionen zusätzliche Gestaltungsspielräume.
Quelle
Microsoft strengthens sovereign cloud capabilities with new services