Microsoft verschärft mit immer mehr kleinen Änderungen das Lizenzmodel – wie weit ist dies überhaupt möglich?

Microsoft ändert heimlich die Struktur von Funktionen und Produkten im Bereich der Lizensierung und Nutzung. Dies wirft immer mehr Frage auf und wie weit es Microsoft nun noch gehen will?

Was fällt auf, drei Beispiele?

Generell werden die Preise immer teuer von Microsoft 365 Abonnements, dies zeigt sich in den verschiedenen Verhandlungen auf Bundes- Landes und auch auf Ebene von Unternehmen. Die Preissprünge sind alleine Ende 2024 und 2025 von 50% bis 100% sichtbar geworden. Aber dazu kommt auch:

Beispiel 1: Immer mehr hin zu Azure Budget

Für Purview Premium (z.B. OCR), SharePoint Premium und immer mehr Funktionen benötigt man als Unternehmen neben einer Microsoft 365 E5 Lizenz nun auch Azure Budget. Wir rechnen gerade von 250-500 Euro pro 200 Usern und dies ist nur der Anfang.

Beispiel 2: kleine Funktionsänderungen/-verschiebungen drängen in die höhere Lizensierung

Begonnen hat es schon mit Microsoft Teams Lizenz, in der einige Funktionen nun statt in Teams nur noch in der Teams Premium verfügbar sind. Dies auch bei Teams Room Systems, in denen man nun ab 20 Systems Premium kaufen muss, da die Standard Lizenz in 2022 auf 20 begrenzt wurde.

Weiter geht es mit der Teams Copilot Funktion, die bei einer Off-Funktion, nun auch Transkription und Aufnahme deaktiviert.

Ein weiteres Beispiel ist Outlook und Label, nun ist es in Outlook Legacy nicht mehr möglich, eine E-mail als .pdf zu speichern, wenn diese gelabelt ist. Dies geht nur noch im neuen Outlook und auch das neue Outlook wird nur noch im Standard installiert, obwohl es nicht 1 zu 1 die gleichen Funktionen und Features hat und auch einige Datenschutzrechtliche Probleme mitbringt.

Konsequenzen?

Die Konsequenz ist immer mehr, dass man als Kunde kaum mehr an KI und Copilot vorbei kommt. Diese leichten und immer mehr größeren Stupser zu Copilot wird dadurch sehr deutlich.

Man geht nicht den Weg hin zu einer E7 Lizenz, sondern verändert bestehende Lizenzen hin zu Azure Budget und Copilot.

Was macht Microsoft also?

Sehr geschickt geht Microsoft hin und verändert die Lizenzpakte nach dem Desaster bei Teams Room nun nur noch klein und fast unscheinbar, aber mit größeren Auswirkungen:

  1. Wenn X, dann X
  2. kleinere Funktionen sind Premium
  3. kleinere Funktionen nur mit Azure Budget
  4. Performance einschränken
  5. Opt Out statt Opt In

 

Beispiel 3: Performance einschränken und umpriorisieren

Immer mehr Performance wandert von Microsoft 365 Standarddiensten weg zu Copilot und den Funktionen, die im Fokus stehen.

Hier zu ein einfaches Beispiel: Im SharePoint Online gibt es einen Terms Store laut Doku mit 1 Mio Objekten nun versuche einige Kunden und auch ich diesen auf 1 Mio auch zu bekommen, aber der Support lässt keine Erhöhung von maximal 20.000 Objekten zu.

Dazu kommt, dass die Performance von Office und Teams spürbar abnimmt. Das Öffnen von Dokumenten, das Beitreten von Teams Meetings dauert länger und auch die Fiddler Analyse auch einem sauberen neuen Rechner alleine mit Office und Windows 11 Pro zeigt deutlich, dass die Laufzeiten um 30% höher geworden sind.

Beispiel 4: OptOut statt OptIn

Es gibt immer wieder nur Probleme bei der Standardkonfiguration von Microsoft 365. Microsoft geht gegen Privacy by Design und schaltet Funktionen einfach ein und als User oder Admin muss ich aktiv werden, um die Funktionen zu deaktivieren.

Beispiele: 

  • Teams mit Externen wurde aktiviert für alle
  • Face und Speech Recognition in Teams für alle an ab Mitte Februar 2025
  • Teams Aufnahme direkt mit Transkription

 

Problem im Vertragsrecht

Nun wird das Ganze wirklich interessant, denn was habe ich als Kunde eigentlich gekauft?

Laut der Verträge erwirbt der Kunde ein Lizenzpaket zum Beispiel M365 E5 oder Office 365 E1. Der Inhalt wird in den Verträgen aber nicht genau geschrieben, sondern nur das Paket abgegeben.

Schaut man sich nun die Änderungen genauer an, fügt Microsoft Anhängigkeiten hinzu, nimmt Performance am unteren Rande der SLA raus und passt Funktionen innerhalb der Pakete an.

Ist dies nun eine vertragswidrige Änderung? 

Zu diesem muss man eine ausführliche juristische Prüfung machen, dafür ist der Blogpost nicht ausreichend. Aus meiner Sicht sind wir aktuell in einem Graubereich, der bei weiteren Entnahmen und zusätzlichen Abhängigkeiten nun aber überschritten wird. Microsoft spielt hier mit dem Feuer.

Vertraglich fixieren – Der Versuch in 25 Fällen?

In mehreren Verhandlungen mit Microsoft in Enterprise Agreements wurde immer wieder versucht, Listen mit Funktionen und Features konkret in den EA Vertrag aufzunehmen, um diese für 3 oder 5 Jahre zu sichern, damit ein verschieben oder einschränken der Funktionen, wie oben geschrieben ausgeschlossen wird.

Bisher weigert sich Microsoft diese zu bestätigen und zu unterschreiben, es aber auch schriftlich zu bestätigen, dass man z.B. einen Auszug der eigenen Dokumentation (10 Seiten Ausdruck) als Vertragsteil aufzunehmen. Dies zeigt deutlich, dass hier ein massives Problem besteht und dass es weiter und weiter Änderungen geben wird und so Funktionen und Features aus bestehenden Lizenzen entfernt werden, für die man eigentlich schon bezahlt hat.

Problem nun auch im Datenschutz

Im Bereich des Datenschutzes kritisieren schon 2022 die DSK, das Problem des Weisungsrechtes, dass Kunden von Microsoft 365 ihr Weisungsrecht nicht im vollem Umfang ausüben können. Nun begrenzt Microsoft, verringert und verschiebt Funktionen, Konfigurationen in andere Bereiche. Dies entzieht konkret dem Kunden sein Weisungsrecht, da a) der Kunde dies zu 90% nicht will b) der Kunde nicht gefragt wird c) der Kunde es oft auch nicht mitbekommt, es also gar keine Weisung dazu gibt.

 

Problem: 

  1. Weisungsgebundenheit
  2. Art 32 DSGVO . TOMs und Privacy by Design
  3. Kontrolle über die eigenen personenbezogenen Daten.

 

Nun an euch? Wie weit kann Microsoft noch gehen? Schreibt mir raphael.koellner@rakoellner.com